Konstanter Wandel
Warum Veränderungen die Kreativität fördern und Stillstand verhindern

Der Frühling berührt uns in diesem Jahr vielleicht wie nie zuvor. Nach einem langen Winter sehnt sich Europa nach einem physischen und symbolischen Neubeginn. Während die Natur wieder erwacht, werden vielerorts die Corona-Beschränkungen gelockert.
Die Eintönigkeit des vergangenen Jahres weicht einer neuen Frische und wir erkennen, dass Wandel durchaus positiv sein kann. Für viele Kreative sind Veränderungen – kleine wie große – sogar unerlässlich.
Autofotografin Amy Shore berichtet, dass die Fotografie sie immer wieder einlädt, Dinge anders zu machen. »Wie kann ich dieses Auto vollkommen anders in Szene setzen als auf allen anderen Fotos, die ich bisher gesehen habe? Das war der erste Gedanke, der mir bei meinem ersten Auftrag kam«, sagt sie. »Es kommt nicht oft vor, dass ich volle Kontrolle über eine Aufnahme oder Situation habe und das zwingt mich zum Glück, flexibel zu sein.«
Amys Glaube an Veränderung beschränkt sich jedoch nicht auf die Fotografie, sondern ist ein fester Bestandteil ihrer Lebenseinstellung. »Unser Leben ist so kurz. Warum sollten wir die wenige Zeit, die wir auf diesem Planeten haben, damit verschwenden, immer in unserer Komfortzone zu bleiben und uns nie zu verändern?«, fragt sie. Und tatsächlich: Hätte Amy ihre Komfortzone nie verlassen, wäre sie wohl auch niemals Auto- und Motorradfotografin geworden.
Denn eigentlich war Amy als Hochzeitsfotografin tätig. Ein paar zufällige Ausflüge in den Automotive-Bereich stellten ihre beruflichen Weichen für immer neu. »Das war die schönste Veränderung in meiner Karriere. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich einmal diesen Beruf ausüben werde – geschweige denn, dass er mir so viel Spaß machen würde«, sagt sie. »Der Sprung in die Autofotografie hat mein Leben komplett umgekrempelt, aber genauso hatte ich es mir immer gewünscht – angefangen von den Reisen über die Menschen bis zu den Fotos, die ich diesem vollkommen neuen Umfeld mache.«
Joel Marklund ist Cheffotograf von Bildbyrån, der schwedischen Sportbildagentur mit dem größten Sportfotoarchiv Skandinaviens. Genau wie Amy war auch Joel ursprünglich in anderen fotografischen Gefilden unterwegs. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals auf Sportfotografie spezialisieren würde«, sagte er. »Doch die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking haben meinen Blick auf das Genre komplett verändert. Damals erlebte ich, wie vielseitig und facettenreich diese Arbeit sein kann.«
Vom Fußball übers Fechten bis zum Sprint und Slalom – Joels Motive sind immer wieder anders und das ist ihm auch extrem wichtig. »Ich brauche die Abwechslung und die Herausforderungen, die verschiedene Sportarten und Aufträge mit sich bringen«, sagt er. »Es ist gut, wenn man sich in einer Sportart perfekt auskennt, doch mit der Zeit wird es immer schwieriger, sich nicht selbst zu wiederholen.«
Auch vor Joels Arbeit machte Corona nicht halt, denn weltweit wurden Sportveranstaltungen abgesagt. Doch selbst diese Zeit des Wandels wirkte sich positiv auf ihn aus: »2020 war ein hartes Jahr, aber immerhin hatte ich Zeit, über mich und meine Arbeit nachzudenken. Ich arbeite wieder als Nachrichtenfotograf und bin sehr froh über diese Chance.«
Die Sportfotografie ist technisch höchst anspruchsvoll. Die schnellen Bewegungen der Motive erfordern ein blitzschnelles AF-System und hohe Bildraten. Aufgrund des rasanten Tempos in dieser Sparte muss die Kamera zudem in der Lage, Bilder ebenso schnell zu übertragen. Die technischen Innovationen der Nikon-Kameras haben Joels Arbeit als Sportfotograf verändert: »Die Autofokustechnologie in Kombination mit der deutlich verbesserten ISO-Empfindlichkeit haben die Arbeitsweise von Sportfotografen verändert, denn heute können wir selbst unter sehr schlechten Lichtbedingungen gute Bilder machen.«
Die Nikon D3 ist schon über ein Jahrzehnt alt, doch Joel nennt sie als das Modell, das die Sportfotografie erstmals grundlegend gewandelt hat, vor allem die späteren DSLR-Varianten mit Vollformatsensor: »Bei den modernen Kameras hat sich der Workflow deutlich verbessert. Vor allem können wir heutzutage fast jedes Bild direkt von der Kamera an die Redakteure verschicken. Das Tempo hat sich deutlich erhöht. In der Sportfotografie arbeitet man inzwischen fast live. Und ich bin mir sicher, dass der nächste Wandel der Sportfotografie durch die spiegellose Kameratechnologie losgetreten werden wird.«
»Das Filmen hat mich kreativ weiter gebracht«
Die Arbeitsweise von Food-Fotografin Donna Crous hat sich durch das Aufkommen spiegelloser Kameras bereits verändert. Mittlerweile ist Donna auf die Nikon Z 7 umgestiegen, weil das Gehäuse kompakter und leichter ist. Schon bald entdeckte sie weitere Vorteile. »Der elektronische Sucher hat die größten Auswirkungen auf meine Arbeit«, sagt sie. »Für mich ist es ein enormer Vorteil.« Zudem bietet die Kamera eine besonders hohe Lichtempfindlichkeit und deutlich mehr AF-Messfelder als Donnas D850. »Die Möglichkeit, auch bei schwachem Licht hochwertige Bilder zu machen, verlängert meinen Arbeitstag, da ich in meinem Studio auf natürliches Licht angewiesen bin«, sagt sie.
Auch die kontinuierliche Beleuchtung hat Donnas Arbeitsweise maßgeblich verändert. Früher arbeitete sie ausschließlich mit natürlichem Licht. Das veränderte sich während eines Nikon School Workshops, den sie leitete. »Ich gab einen Kurs zur Food-Fotografie und weil die Veranstaltung im Herbst in einem Kellerraum stattfand, wurde es früh dunkel.«
Neil Freeman, Training Manager der Nikon School, hatte eine Lösung: Er stellte mehrere Rotolight LED-Leuchten zur Verfügung. Die setzt Donna noch heute ein. »Durch das zusätzliche Licht kommt mein Hauptmotiv besser zur Geltung«, sagt sie. »Mittlerweile setze ich die Leuchten auch ein, um beispielsweise beim Gießen von Flüssigkeiten mit schnelleren Verschlusszeiten arbeiten zu können. Ein hochwertiges Set von LED-Leuchten ermöglicht mir, den Kelvinwert anzupassen, um entweder natürliches Licht zur Aufhellung nachzuahmen, oder die Farbtemperatur des Weißausgleichs zu verändern.«
Die meisten Fotografen suchen nach Veränderung, um beruflich voranzukommen. Doch bleibt der positive Wandel aus, leidet oftmals auch die Motivation. Donna weiß aus eigener Erfahrung – aber auch, wie schnell die Dinge sich wandeln können: »Den schönsten Tag meiner beruflichen Laufbahn werde ich nie vergessen: Ich stand morgens auf und fühlte mich total mutlos und unkreativ. Egal, wen ich kontaktierte oder was ich in den sozialen Medien postete – die Reaktionen und Aufträge blieben aus. Mein Mann versuchte mich aufzumuntern, indem er mir sagte, dass ich trotzdem weiter das tun müsse, was ich am meisten liebe.«

Noch am selben Tag meldete sich die Kochbuchautorin Dr. Karen S. Lee bei Donna, um sie als Fotografin für ihr neuestes Buch zu engagieren. »Ich reichte zehn Bilder aus meinem Portfolio bei ihrem Verlag ein, und als ich abends ins Bett ging, hatte ich den Vertrag unterzeichnet.«
Manchmal bringt der ganz große Durchbruch auch eine ganze Reihe kleinerer Veränderungen mit sich. Die Arbeiten von Beauty- und Fashion-Fotografin Marie Bärsch erscheinen regelmäßig in Vogue, Elle und Harper’s Bazaar. Ursprünglich war die Fotografie für Marie jedoch nur ein Hobby und der Übergang von der Amateur- zur Berufsfotografie bedeutete jede Menge Veränderung. »Sobald du in der Werbefotografie Fuß gefasst hast, will jeder Kunde etwas von dir, was du noch nie zuvor gemacht hast«, sagt sie. »Das zu akzeptieren und sich innerhalb von Sekunden an neue Situationen anzupassen, ist superwichtig.« Marie nutzt Veränderungen ebenfalls bei der Kundengewinnung: »Bei der Selbstvermarktung kommt es darauf an, sich immer wieder neue Dinge einfallen zu lassen, um sich potenziellen und bestehenden Kunden neu zu präsentieren.«
Ein Wandel, der immer deutlicher zutage tritt, ist die zunehmend verschwimmende Grenze zwischen Fotografie und Film. Immer mehr Fotograf*innen integrieren Videoaufnahmen in ihren Workflow, wie der international anerkannte Fotograf Pieter Ten Hoopen beim Unterrichten seiner Schüler festgestellt hat.
Pieter selbst setzt schon seit 2013 Video für seine Projekte ein. Mit dieser Veränderung wollte er sein Storytelling-Repertoire erweitern. »Das Filmen hat mich kreativ weitergebracht«, sagt er. Jenseits der Vorteile, die das Experimentieren mit einem neuen Medium mit sich bringt, ist es aus Pieters Sicht jedoch vor allem der technische Fortschritt, der das Filmen für Fotografen zugänglicher gemacht hat. »Früher brauchte man für Filmaufnahmen jede Menge teures Equipment. Heute kann man auch mit einer sehr guten Nikon-Kamera hochwertige Videos produzieren.«
Der Frühling mit seinen vielen sichtbaren Veränderungen in der Natur erinnert uns daran, dass der Wandel unaufhaltsam ist. Nutzen wir ihn.